Gymnasium 110 (2003)
J. Gruber: Singulis rebus reperire causas. Konrad Celtis und der Bildungskanon der Frühen Neuzeit

Am Ende des 15. Jahrhunderts bahnt sich in Texten des deutschen Humanismus durch die Reform des antiken und mittelalterlichen Bildungskanons eine Wende an, die man durchaus als kopernikanisch bezeichnen darf: Die antiken Septem artes werden nicht beiseite gelegt, weil sie obsolet geworden seien, sondern sie sind aufgehoben in einem neuen Kosmos von zwölf Fächern, deren höchsten Rang die Historiographie, verstanden als Panegyrik, einnimmt. Das Alte wird nicht abgetan, sondern zusammen mit dem Neuen in einen größeren Zusammenhang eingefügt. Diese für die Neuzeit so grundlegende Erweiterung der Bildungsinhalte wird an Texten des Rudolf Agricola und v.a. des Conradus Celtis dargestellt. Sie erweisen sich in ihrer Öffnung zur Historie und zu den Naturwissenschaften als Schlüsseltexte für das Selbstverständnis des humanistischen wie auch des modernen Menschenbildes.
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