Gymnasium 110 (2003)
N. Hinske: Der Sinn des Sokratischen Nichtwissens

Das Sokratische Nichtwissen, so unterschiedlich es auch interpretiert worden sein mag, ist immer wieder als generelle Problematisierung menschlichen Wissens verstanden worden. Dabei kennt Sokrates durchaus zwei große Bereiche, in denen gesichertes Wissen zu finden ist: auf der einen Seite den vielschichtigen Bereich des Fachwissens, auf der anderen den des ethischen Wissens, was der Mensch um jeden Preis zu tun oder zu lassen habe. Das Nichtwissen hat deshalb einen ganz bestimmten Inhalt: die unterschiedlichen Lebensziele des Einzelnen und die Lebensinhalte, von denen er sich sicheres Glück verspricht (Besitz, Macht, Schönheit, Erfolg usw.). Das Sokratische Nichtwissen warnt: Wer sich blindlings an solchen Inhalten orientiert, läuft Gefahr, früher oder später mit seinem Lebensentwurf zu scheitern.
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