In einer vergleichenden Studie werden die Fassungen des Mythos von
Akontios und Kydippe bei Kallimachos (aitiologische Elegie) und Ovid
(Briefpaar) auf formale und inhaltliche Unterschiede hin untersucht.
Dabei stehen methodisch Aspekte der Erzähltheorie von Genette sowie
der Intertextualitätsforschung im Vordergrund. Durch die Briefform
gelingt es Ovid, die von Kallimachos erzeugten Leerstellen in
eigenwilliger Weise zu füllen: Während bei Kallimachos das
Experimentieren mit neuen narrativen Formen im Vordergrund steht,
setzt Ovid den in den Diskurs der römischen Liebeselegie
transponierten Mythos binnenperspektivisch um und reflektiert diesen
aus menschlich-realistischer Perspektive. Dabei wird die bei
Kallimachos eher implizit angelegte Kritik am traditionellen Mythos
mit seinem ritualistisch-magischen Götterverständnis manifest
gemacht.
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