Als Octavian Ende März 44 mit achtzehn Jahren das Erbe Caesars
annahm, war er ungewöhnlich jung. Seine politische "Frühreife" wird
durch einen Vergleich mit anderen adulescentes der republikanischen
Zeit nur noch deutlicher; selbst Pompeius war als Helfer Sullas
älter. Der brennende Ehrgeiz und das Sendungsbewußtsein Octavians
sind auch durch die Förderung zu erkennen, die Caesar ihm trotz
seiner schwachen Gesundheit hatte zuteil werden lassen. Fast alle
nachprüfbaren Auszeichnungen Caesars für den Großneffen sind für die
Zeit der Republik außergewöhnlich und werden später Auszeichnungen
für die Prinzen des Kaiserhauses. Von April bis September 45 hielt
sich Octavian in Spanien in der unmittelbaren Umgebung des Dictators
auf; damals lernten ihn fast alle wichtigen Gefolgsleute Caesars
kennen. Das von Sueton ausdrücklich überlieferte Datum des letzten
Testaments läßt erkennen, daß Caesar sich erst ziemlich spät und
nach den Erfahrungen in Spanien entschieden hat, den Großneffen zum
Haupterben zu machen. Er hatte, wie sich zeigen sollte, das
Potential seines Großneffen besser als alle anderen erkannt. Da ein
junger Mann von sechzehn oder siebzehn Jahren für Männer wie Cicero
politisch irrelevant war, gibt es nur wenige Zeugnisse über die
Wahrnehmung Octavians vor den Iden des März.
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