"Man hat", so schrieb vor nunmehr sechzig Jahren Friedrich Klingner
in seiner "Römischen Geisteswelt" über Catull, "in ihm den Dichter
des Rausches und der Qual elementarer Liebe gesehen und dabei das
geistvoll anmutige Spiel beiseite gesetzt." Dieser Mangel ist bis
heute nicht recht behoben, denn man überfrachtet Catull gern mit
Pornographie, Literaturtheorie, Kompositionsfragen und anderem
Ballast, anstatt schlicht seinen Worten zu lauschen und sich dabei an
seinem Tändeln und seinen Clownerien (auch dies sind Ausdrücke
Klingners) zu erfreuen, an seinen sprachlichen wie seinen motivlichen
Kapriolen. Hier einiges nachzuholen wird das Ziel des vorliegenden
Aufsatzes sein, der in seinem Text nur darlegen und nachzeichnen
soll, in seinen Anmerkungen dagegen auch unpassend über den Dichter
Vorgebrachtes abweisen wird, stets jedoch in engster Nachfolge des
Textes selbst.
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