Gymnasium 109 (2002)
Stefan Müller: "Schauspiele voller Kraft und Charakter"

Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist die Nähe zwischen den munera des Amphitheaters und der Tragödie. Beide werden gedeutet als Inszenierung und Visualisierung kollektiver römischer Wertvorstellungen und Erklärungsmuster von Geschichte, vor allem der virtus. Im Rahmen dieser Deutung erscheinen die munera als eine Form von Drama und das Drama als eine Form von munus. Ausgehend davon wird der Versuch unternommen, die Motive antiker Zuschauer zu rekonstruieren, wobei wiederum Parallelen zwischen Theater und Amphitheater festzustellen sind: Für beide Formen von Unterhaltung sind als Motive Sensationsgier bei der plebs und Demonstration von virtus bei den Intellektuellen zu nennen. Aufgrund dieser Parallelen wird abschließend die These aufgestellt, daß die munera als Fortsetzung bzw. als Ersatz der Tragödie in der Kaiserzeit zu betrachten sind.
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