Gymnasium 109 (2002)
Christiane Reitz: Klagt Ariadne? Überlegungen zur Rede der Ariadne in Catulls carmen 64.

In Ariadnes Monolog (Catull c. 64, 132ff., v.a. 164-187) lassen sich ein ausgefeiler rhetorischer Aufbau und logische Figuren nachweisen. Letztere verweisen einerseits, gerade innerhalb der ekphrastischen Erzählsituation, auf die fiktionale bildliche Darstellung des Mythos. Andererseits wird auch eine Beziehung zu ähnlichen Situationen in dramatischen Vorlagen hergestellt; so könnte z.B. eine Szene des plautinischen Rudens, in der die Sprecherin sich ebenfalls fälschlich alleine wähnt, als Subtext angesehen werden. Der Haupteffekt des diskutierten Passus besteht jedenfalls nicht darin, durch Pathos das Mitgefühl des Lesers zu erregen, wie häufig behauptet wird. Es wird vielmehr durch den Informationsvorsprung des Lesers vor der Heldin eine Distanzierung erzielt, die auf einen poetologischen Hintergrund schließen läßt.
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