Gymnasium 112 (2005)
Ch. Schmitz: Drei entführte Frauen und ein verlassener Entführer. Martial, Epigramm 12,52

Das Martial-Epigramm 12,52 handelt von Liebe und Entführung. Der längst vergangene 'Raub' Helenas durch Paris wird vor der Folie einer aktuellen Liebesaffäre neu beurteilt. Gegenüber Sempronias freiwilligem Verlassen ihres Entführers erscheint Helenas Verhalten in umso schärferem Kontrast. Durch die verdeckte Präsenz Proserpinas in der zitierenden Anspielung auf einen Vergilvers bringt Martial eine weitere aus Liebe entführte Frau ins Spiel, deren Schicksal enge Parallelen mit dem Sempronias aufweist. Schon aus diesem Grund muß die neuerdings vorgeschlagene Athetese der betreffenden Verse abgelehnt werden. Die Affinität der Unterweltsherrscherin zur Protagonistin wirft schließlich ein neues Licht auf die Frage, ob es sich beim verstorbenen Rufus um den Ehemann oder Entführer Sempronias handelt.
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