Das Martial-Epigramm 12,52 handelt von Liebe und Entführung. Der
längst vergangene 'Raub' Helenas durch Paris wird vor der Folie einer
aktuellen Liebesaffäre neu beurteilt. Gegenüber Sempronias
freiwilligem Verlassen ihres Entführers erscheint Helenas Verhalten
in umso schärferem Kontrast. Durch die verdeckte Präsenz Proserpinas
in der zitierenden Anspielung auf einen Vergilvers bringt Martial
eine weitere aus Liebe entführte Frau ins Spiel, deren Schicksal enge
Parallelen mit dem Sempronias aufweist. Schon aus diesem Grund muß
die neuerdings vorgeschlagene Athetese der betreffenden Verse
abgelehnt werden. Die Affinität der Unterweltsherrscherin zur
Protagonistin wirft schließlich ein neues Licht auf die Frage, ob es
sich beim verstorbenen Rufus um den Ehemann oder Entführer Sempronias
handelt.
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