Die Lesbarkeit der Stadt ist etwa anhand von Paris oder Berlin seit
geraumer Zeit zum Gegenstand der Literaturwissenschaft geworden,
wobei üblicherweise für die Analyse eine je diachrone Perspektive
gewählt wird. Im Falle Roms aber bietet sich zusätzlich ein
chronologischer Längsschnitt an, der hier von der augusteischen Zeit
bis ins 20. Jahrhundert reicht: Rom wird immer wieder neu erfunden,
die Vergangenheit ist konstitutiver Teil der jeweiligen Gegenwart.
Diese Vergangenheit wird teils aus den literarischen und materiellen
Überresten abgeleitet, teils aus der literarisch-historiographischen
Tradition fortgeschrieben, teils auch neu erfunden. Auf diese Weise
wird jeweils eine neue Tradition geschaffen, die dann ihrerseits der
Verwandlung unterworfen ist.
|