Der Trojamythos und seine Gestaltung in Vergils Aeneis bieten eine
ideologische Grundlage der Kaiserherrschaft, die Augustus und seine
Nachfolger mit einer Art genealogischer Legitimation versieht. Lucan
untergräbt diese Begründung des Herrschaftsanspruchs, ohne dabei das
genealogische Konstrukt selbst anzugreifen. Vielmehr bedient er sich
mythologischer Anspielungen, intertextueller Bezüge und gelegentlich
aktueller Andeutungen, um darzustellen, dass die Berufung auf die
Troja-Tradition sachlich inadäquat ist und somit keine Legitimation
caesarischer Herrschaft leisten kann. Vielmehr ist Caesar in den
Farben eines Troja-Feindes gezeichnet und erweist sich dadurch als
Feind Roms. Dem korrespondiert die Zeichnung von Kleopatra als
Helena, von Pompeius als Priamos und Hektor und von seiner Frau
Cornelia als Andromache.
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