Gymnasium 110 (2003)
H. Seng: Troja-Motive bei Lucan

Der Trojamythos und seine Gestaltung in Vergils Aeneis bieten eine ideologische Grundlage der Kaiserherrschaft, die Augustus und seine Nachfolger mit einer Art genealogischer Legitimation versieht. Lucan untergräbt diese Begründung des Herrschaftsanspruchs, ohne dabei das genealogische Konstrukt selbst anzugreifen. Vielmehr bedient er sich mythologischer Anspielungen, intertextueller Bezüge und gelegentlich aktueller Andeutungen, um darzustellen, dass die Berufung auf die Troja-Tradition sachlich inadäquat ist und somit keine Legitimation caesarischer Herrschaft leisten kann. Vielmehr ist Caesar in den Farben eines Troja-Feindes gezeichnet und erweist sich dadurch als Feind Roms. Dem korrespondiert die Zeichnung von Kleopatra als Helena, von Pompeius als Priamos und Hektor und von seiner Frau Cornelia als Andromache.
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