Dionysos ist eine facettenreiche Gestalt. Nicht nur kommen in der
Überlieferung alte mit neuen Zügen zusammen: Dionysos verkörpert,
mehr als andere griechische Götter, in sich selbst Ambivalenz. - Es
werden hieraus einige Grundlinien abgelesen: D. als Spender des
Weines wird (in gewissem Gegensatz zu Demeter) als jäh über die
Menschen hereinbrechend erlebt. An den athenischen Anthesterien
zeigt sich ein Nebeneinander von Heiterkeit und Düsternis. Aus der
Schiffsprozession des D. ist nicht zu folgern, daß der D.-
Kult "spät" nach Griechenland kam, wohl aber, daß er wie alles Griechische von
östlichen Kulturen beeinflußt wurde. Am Gefolge des Gottes wird das
ambivalente Wesen der Ekstase sowie die besondere Affinität der
Frauen zu D. herausgestellt. In den schon aus klassischer Zeit
belegten Mysterien war D. der Sterbende und Auferstehende, an den
sich die Hoffnung der Eingeweihten auf personale Auferstehung
knüpfte.
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